Visual Basic 2008 Programmer s Reference Rod Stephensdownload
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Visual Basic 2008 Programmer s Reference Rod Stephens
Digital Instant Download
Author(s): Rod Stephens
ISBN(s): 9780470281796, 0470281790
Edition: Original
File Details: PDF, 15.69 MB
Year: 2008
Language: english
Visual Basic® 2008
Programmer’s Reference
Rod Stephens
Rod Stephens
Rod is a Microsoft Visual Basic Most Valuable Professional (MVP) and ITT adjunct instructor. He has
written 18 books that have been translated into half a dozen different languages, and more than 200
magazine articles covering Visual Basic, Visual Basic for Applications, Delphi, and Java. He is currently a
regular contributor to DevX (www.DevX.com).
Rod’s popular VB Helper web site www.vb-helper.com receives several million hits per month and
contains thousands of pages of tips, tricks, and example code for Visual Basic programmers, as well as
example code for this book.
Credits
Executive Editor Production Manager
Robert Elliott Tim Tate
Thanks to Bob Elliott, Christopher Rivera, Angela Smith, and all of the others who work so hard to make
producing any book possible.
Thanks also to technical editor John Mueller for adding extra depth and perspective to the book. Visit
www.mwt.net/~jmueller to learn about John’s books and to sign up for his free newsletter .NET Tips,
Trends & Technology eXTRA.
Acknowledgments vi
Introduction xxvii
Part I: IDE 1
Chapter 1: Introduction to the IDE 3
Different IDE Appearance 4
IDE Configurations 5
Projects and Solutions 6
Starting the IDE 7
Creating a Project 9
Saving a Project 12
Summary 13
Chapter 3: Customization 43
Adding Commands 43
Removing Commands 45
Modifying Commands 45
Making Keyboard Shortcuts 47
Summary 48
viii
Chapter 7: Debugging 87
The Debug Menu 87
The Debug Windows Submenu 91
The Breakpoints Window 95
The Command and Immediate Windows 97
Summary 99
ix
xi
xii
Nehmen wir
Petrowitsch,
einmal die Zigaretten!“ sagte endlich Porphyri
nachdem er die Zigarette angesteckt und Atem
geholt hatte, „sie sind schädlich, ganz und gar schädlich, ich kann
sie aber nicht lassen! Ich huste, im Halse beginnt es zu kratzen und
ich leide an Atemnot. Wissen Sie, ich bin ängstlich, war vor ein paar
Tagen bei B. gewesen, – er untersucht jeden Kranken, minimum,
eine halbe Stunde; er lachte, als er mich sah, – dann hat er mich
beklopft und ausgehorcht und sagte unter anderem, daß Tabak für
mich nicht gut sei, meine Lungen seien erweitert. Und, wie kann ich
das Rauchen lassen? Wodurch soll ich es ersetzen? Ich trinke nicht,
das ist das ganze Unglück, he–he–he, es ist ein Unglück, daß ich
nicht trinke! Alles ist doch wie man’s nimmt, Rodion Romanowitsch,
wie man’s nimmt!“
„Was fängt er wieder mit seinem alten Kram an?“ dachte
Raskolnikoff voll Widerwillen. Die ganze letzte Szene stieg vor ihm
auf und dasselbe Gefühl wie damals überflutete wie eine Welle sein
Herz.
„Ich war schon einmal bei Ihnen, vorgestern abend. Sie wissen es
nicht?“ fuhr Porphyri Petrowitsch fort und blickte sich im Zimmer um,
„ich war in demselben Zimmer gewesen. Ich ging ebenso, wie heute,
vorbei und dachte, – ich will ihm mal eine Gegenvisite machen.
Komme hierher, das Zimmer steht weit offen; ich sah mich um,
wartete eine Weile, habe mich nicht mal Ihrem Dienstmädchen
gemeldet – und ging wieder fort. Sie schließen das Zimmer nicht
ab?“
Raskolnikoffs Gesicht verfinsterte sich immer mehr. Porphyri
Petrowitsch schien seine Gedanken zu erraten. „Ich bin gekommen,
lieber Rodion Romanowitsch, Ihnen eine Erklärung zu geben. Ich bin
Ihnen eine solche schuldig,“ fuhr er mit einem Lächeln fort und
schlug ihm mit der Hand leicht auf das Knie, aber zu gleicher Zeit
nahm sein Gesicht einen ernsten und besorgten Ausdruck an, es
schien, zu Raskolnikoffs Erstaunen, wie mit Trauer umflort. Er hatte
noch nie bei Porphyri Petrowitsch solch einen Ausdruck gesehen und
ihn auch nicht bei ihm vermutet. – „Eine merkwürdige Szene hat sich
das letzte Mal zwischen uns abgespielt, Rodion Romanowitsch. Ich
gestehe, daß es vielleicht auch bei unserer ersten Zusammenkunft
sonderbar hergegangen ist, aber damals ... Nun, jetzt kommt es auf
dasselbe hinaus! Hören Sie, ich habe eine große Schuld Ihnen
gegenüber, ich fühle es. Erinnern Sie sich, wie wir uns trennten, –
bei Ihnen vibrierten die Nerven und zitterten die Knie, auch bei mir
vibrierten die Nerven und zitterten die Knie. Und wissen Sie, es war
auch zwischen uns damals nicht ganz anständig, nicht gentlemanlike
zugegangen. Wir sind aber doch Gentlemen, das heißt in jedem Falle
und vor allen Dingen Gentlemen; das ist im Auge zu behalten. Sie
erinnern sich doch, wie weit es kam ... geradezu unanständig.“
„Was ist mit ihm, für wen hält er mich denn?“ fragte sich
Raskolnikoff verwundert, indem er den Kopf erhob und Porphyri
Petrowitsch aufmerksam anblickte.
„Ich bin zu der Ansicht gekommen, daß es besser für uns ist, jetzt
in aller Offenheit zu verhandeln,“ fuhr Porphyri Petrowitsch fort,
seinen Kopf ein wenig zurückwerfend und die Augen senkend, als
wünsche er nicht mehr durch seinen Blick sein früheres Opfer zu
verwirren, und als verschmähe er seine frühere Methode und seine
Kniffe; – „ja, solche Verdächtigungen und solche Szenen dürfen nicht
andauern. Uns hat damals Nikolai erlöst, sonst wüßte ich nicht, was
alles zwischen uns passiert wäre. Dieser verfluchte Kleinbürger saß
damals die ganze Zeit bei mir hinter der Scheidewand, – können Sie
es sich vorstellen? Sie wissen es sicher schon; es ist mir bekannt,
daß er später bei Ihnen gewesen ist; das aber, was Sie damals
annahmen, war nicht der Fall, – ich hatte nach keinem Menschen
geschickt und hatte damals auch keine Anordnungen getroffen! Sie
werden mich fragen, warum ich keine Anordnungen getroffen hatte?
Ja, wie soll ich es sagen, – mich selbst hat dieses alles damals
überfallen. Ich hatte kaum Zeit gefunden, die Hausknechte holen zu
lassen, – Sie haben die Hausknechte wahrscheinlich bemerkt, als Sie
durch das Vorzimmer gingen. – Ein Gedanke durchfuhr mich damals,
wie ein Blitz, – ich war, sehen Sie, Rodion Romanowitsch, damals so
gut wie überzeugt. Warte, dachte ich mir, – wenn ich auch vorläufig
das eine versäume, so packe ich dafür das andere am Schwanz, –
will jedenfalls das meinige nicht versäumen. Sie sind von Natur aus
sehr reizbar, Rodion Romanowitsch, sogar übermäßig reizbar bei
allen anderen Grundzügen Ihres Charakters und Herzens, die ich mir
schmeichle teilweise erkannt zu haben. Selbstverständlich konnte ich
mir auch damals schon sagen, daß es nicht oft der Fall sei, daß ein
Mensch plötzlich aufsteht und sein ganzes Geheimnis ausplaudert.
Das kommt wohl vor, besonders, wenn einem Menschen die letzte
Geduld reißt, aber jedenfalls immerhin selten. Ja, das konnte ich mir
sagen. Ich dachte, wenn ich bloß ein Zipfelchen erwische!
Meinetwegen ein ganz winziges Endchen, nur ein einziges, aber ein
derartiges, daß man es fassen kann, daß es ein Ding ist und nicht
immer bloß diese Psychologie. Dann dachte ich mir, wenn ein
Mensch schuldig ist, so kann man jedenfalls etwas wesentliches von
ihm erwarten; es ist selbst statthaft, auch auf ein ganz unerwartetes
Resultat zu rechnen. Ich habe damals mit Ihrem Charakter
gerechnet, Rodion Romanowitsch, am meisten mit Ihrem Charakter!
Ich hoffte damals zu stark auf Sie selbst.“
„Aber ... aber warum sprechen Sie jetzt in dieser Weise,“
murmelte Raskolnikoff endlich, ohne seine eigene Frage sich zu
überlegen. – „Worüber spricht er,“ verlor er sich in Mutmaßungen,
„hält er mich tatsächlich für unschuldig?“
„Warum ich in dieser Weise spreche? Ich bin gekommen, Ihnen
Erklärungen zu geben, halte es für meine heilige Pflicht. Ich will
Ihnen alles bis aufs haarkleinste erzählen, wie alles war, diese ganze
Geschichte der damaligen Verblendung. Ich habe Ihnen viel Leid
zugefügt, habe Sie stark leiden lassen, Rodion Romanowitsch. Ich
bin kein so großes Scheusal. Ich begreife auch, was es für einen
niedergedrückten, aber stolzen, eigenartigen und ungeduldigen,
besonders ungeduldigen Menschen heißt, dies alles ertragen zu
müssen. Ich halte Sie in jedem Falle für einen edlen Menschen, mit
großmütiger Veranlagung, obgleich ich nicht mit allen Ihren
Überzeugungen einverstanden bin und ich halte es für meine Pflicht
im voraus, offen und aufrichtig Ihnen das zu sagen, ich will Sie nicht
betrügen. Nachdem ich Sie erkannt hatte, fühlte ich eine Neigung zu
Ihnen. Sie werden wohl über meine Worte lachen? Und Sie haben
ein Recht dazu. Ich weiß, daß Sie mich auf den ersten Blick schon
nicht leiden konnten, und im Grunde genommen ist auch nichts an
mir, warum man mich gern haben könnte. Fassen Sie es jedoch auf,
wie Sie wollen, ich wünsche meinerseits mit allen Mitteln, diesen
Eindruck von mir zu verwischen und Ihnen zu beweisen, daß auch
ich ein Mensch mit einem Herzen und einem Gewissen bin. Und dies
sage ich aufrichtig.“
Porphyri Petrowitsch hielt würdevoll inne. Raskolnikoff fühlte den
Andrang eines neuen Schreckens. Der Gedanke, daß Porphyri
Petrowitsch ihn für unschuldig hielt, begann ihn zu peinigen.
„Ich denke, es ist unnötig und überflüssig, alles der Reihenfolge
nach zu erzählen, wie es damals begonnen hatte,“ fuhr Porphyri
Petrowitsch fort. „Ja, und es ist fraglich, ob ich imstande bin, es zu
tun. Denn, wie soll man es genau erklären? Im Anfange tauchten
Gerüchte auf. Darüber, was es für Gerüchte waren, und von wem sie
stammten, und wann ... und aus welchem Anlaß eigentlich Sie
hineingezogen wurden, – ist auch, denke ich, überflüssig zu
erwähnen. Bei mir persönlich fing es mit einer Zufälligkeit, mit einer
völlig unvorgesehenen Zufälligkeit an, die ebenso gut sein wie nicht
sein konnte, – was es aber war? Hm, ich denke, dies ist auch nicht
zu erwähnen. Dies alles, wie die Gerüchte, so auch die
Zufälligkeiten, schmolzen sich bei mir zu einem Gedanken
zusammen. Ich muß offen gestehen, denn, wenn man schon einmal
eingesteht, soll es auch alles sein, – ich war der erste, der auf Sie
damals kam. Die Vermerke der Alten auf den versetzten Sachen und
dergleichen mehr sind, ich gebe es zu, alles Unsinn. In dieser Weise
kann man hundert solche Dinge aufzählen. Ich hatte auch damals
die Gelegenheit, die Szene auf dem Polizeibureau in allen ihren
Einzelheiten zu erfahren, ebenfalls zufällig und nicht sozusagen im
Vorbeigehen, sondern von einem besonders zuverlässigen Erzähler,
der ohne es selbst zu ahnen, diese Szene vortrefflich aufgefaßt
hatte. So reihte sich alles eins ans andere, gesellte sich eins zu dem
andern, lieber Rodion Romanowitsch! Und wie sollte man da sich
nicht nach einer bestimmten Richtung wenden? Aus hundert
Kaninchen wird nie ein Pferd, aus hundert Verdachtsgründen kommt
nie ein Beweis heraus, – so lautet ein englisches Sprichwort, aber da
rechnet man bloß mit dem Intellekte, man soll jedoch auch mit den
Leidenschaften rechnen, denn ein Untersuchungsrichter ist doch
auch nur ein Mensch. Ich erinnerte mich auch Ihrer Abhandlung in
der Zeitschrift, über die ich mit Ihnen – erinnern Sie sich – bei Ihrem
ersten Besuch eingehend sprach. Ich habe damals gespottet, aber
nur um von Ihnen mehr herauszulocken. Ich wiederhole, Sie sind
ungeduldig und sehr krank, Rodion Romanowitsch. Daß Sie kühn,
herausfordernd, ernst sind und ... vieles durchgedacht, vieles
durchgedacht haben, das alles wußte ich längst. Alle diese
Empfindungen kenne ich, und Ihre kleine Abhandlung habe ich wie
etwas Wohlvertrautes gelesen. In schlaflosen Nächten und in
Aufregungen mit wogendem und klopfendem Herzen, mit
unterdrücktem Enthusiasmus ist diese Arbeit entstanden. Aber dieser
unterdrückte, stolze Enthusiasmus in jungen Jahren ist gefährlich!
Ich habe damals gespottet, will Ihnen aber jetzt sagen, daß ich
überhaupt solche ersten, jugendlichen, hitzigen Versuche mit der
Feder über alles das gewissermaßen als Amateur liebe. Ein Rauch,
ein Nebel ist es, und im Nebel klingt eine Saite. Ihr Artikel ist
unsinnig und phantastisch, aber darin schimmert solch eine
Aufrichtigkeit, darin steckt ein jugendlicher und unbestechlicher
Stolz, eine Kühnheit der Verzweiflung; es ist ein finsterer Artikel, und
das ist seine Stärke. Ich las Ihren Artikel und legte ihn beiseite, und
... als ich ihn beiseite gelegt hatte, dachte ich schon damals, ‚nun,
mit diesem Menschen geht es nicht so weiter!‘ Nun, sagen Sie mir
jetzt, wie sollte man sich da nach all dem Vorangegangenen von
dem Darauffolgenden nicht hinreißen lassen! Ach, mein Gott! Was
sage ich denn jetzt? Behaupte ich denn jetzt etwas? Ich habe es mir
damals bloß gemerkt. Was ist denn alles dabei, – dachte ich? Es ist
ja nichts, rein gar nichts, und vielleicht im höchsten Grade ein
Nichts. Ja, und es ziemt sich ganz und garnicht für mich, den
Untersuchungsrichter, mich so hinreißen zu lassen, – ich habe doch
Nikolai in den Händen, und mit Beweisen, – es ist gleichgiltig, wie
man darüber denkt, Beweise sind es in jedem Fall. Und er hat auch
seine Psychologie; ich muß mich mit ihm beschäftigen, denn es
handelt sich hier um Tod und Leben. Wozu erkläre ich Ihnen jetzt
dies alles? Damit Sie es wissen und mich mit Ihrem Verstande und
Herzen wegen meines damaligen bösen Benehmens nicht anklagen
sollen. Es war nicht böse gemeint, ich sage es aufrichtig, he–he–he!
Meinen Sie etwa, daß ich keine Haussuchung bei Ihnen
vorgenommen hätte? Ich habe es getan, habe es getan, he–he–he,
habe sie vorgenommen, als Sie krank im Bett lagen. Es war nicht
offiziell und nicht von mir persönlich, aber in jedem Fall, sie wurde
vorgenommen. Bis aufs letzte Haar wurde bei Ihnen in der Wohnung
alles, sogar nach frischen Spuren, besehen, – aber umsonst. Da
dachte ich, – jetzt kommt dieser Mensch zu mir, kommt selbst und
sehr bald zu mir; wenn er schuldig ist, wird er unbedingt kommen.
Ein anderer würde nicht kommen, dieser aber unbedingt. Und
erinnern Sie sich, wie Herr Rasumichin sich Ihnen gegenüber zu
versprechen begann? Das haben wir arrangiert, um Sie aufzuregen,
darum haben wir absichtlich auch das Gerücht verbreitet, damit er
sich Ihnen gegenüber verspreche, Herr Rasumichin aber ist so ein
Mensch, der keine Entrüstung bei sich behalten kann. Herrn
Sametoff fiel zuerst Ihr Zorn und Ihre offene Kühnheit auf; wie kann
einer in einem Restaurant plötzlich herausplatzen, – ‚ich habe
ermordet!‘ Es ist zu kühn, es ist zu frech und wenn er schuldig ist, –
dachte ich, – so ist er ein furchtbarer Gegner! In dieser Weise habe
ich damals gedacht. Ich wartete auf Sie! Wartete mit größter
Ungeduld, Sametoff haben Sie damals einfach niedergeschmettert
und ... das ist ja das Fatale, daß diese ganze Psychologie zwei Seiten
hat! Nun, ich erwarte also Sie und siehe, Gott schickt Sie selbst, –
Sie kommen! Mein Herz klopfte stark! Ach! Nun, warum mußten Sie
damals kommen? Ihr Lachen, Ihr Lachen damals, als Sie
hereinkamen, – erinnern Sie sich – ich erriet sofort alles, als sähe ich
durch ein Glas; hätte ich aber auf Sie in dieser besonderen Art nicht
gewartet, würde ich auch in Ihrem Lachen nichts gemerkt haben.
Sehen Sie, was es heißt, in Stimmung zu sein. Und Herr Rasumichin
damals, – ach! und der Stein, der Stein, – erinnern Sie sich – der
Stein, unter dem noch die Sachen versteckt sind? Mir war es, als
sähe ich ihn irgendwo in einem Gemüsegarten. – Sie hatten doch
Sametoff schon davon erzählt und erwähnten ihn dann bei mir zum
zweiten Male! Als Sie aber damals begannen, Ihren Artikel bis aufs
einzelne durchzunehmen, als Sie sich näher darüber ausließen, – da
faßte ich jedes Ihrer Worte doppelt auf, als stecke noch ein anderes
darunter! Nun, sehen Sie, Rodion Romanowitsch, in dieser Weise
kam ich auch bis zu den letzten Schranken, und erst als ich mit der
Stirn dagegen rannte, kam ich zur Besinnung. Nein, – sagte ich mir –
was ist mit dir? Wenn man will, – sagte ich mir – kann man dies alles
bis zum letzten Punkte auf andere Weise erklären, und es wird
immer noch natürlicher erscheinen. Es war eine Qual! Nein, – dachte
ich, – wenn ich doch nur ein Zipfelchen erwischen könnte! ... Und als
ich gar von diesem Klingelzeichen hörte, erstarrte ich, ein Frösteln
packte mich. – Jetzt ist das Zipfelchen da! dachte ich. Ich habe es!
Da überlegte ich nicht mehr, wollte es einfach nicht mehr tun.
Tausend Rubel hätte ich in diesem Augenblicke aus meiner eigenen
Tasche hingegeben, um nur Sie mit meinen eigenen Augen gesehen
zu haben, – wie Sie damals hundert Schritte neben dem Kleinbürger
hingingen, nachdem er Ihnen ins Gesicht ‚Mörder!‘ gesagt hatte, und
Sie nicht gewagt hatten, ihn irgend etwas, ganze hundert Schritte
lang, zu fragen! ... Nun, und dieses Gefühl von Kälte im
Rückenmark? War dieses Klingelzeichen auch im kranken Zustande,
im halbbewußten Fieberwahne? Und da müssen Sie sich, Rodion
Romanowitsch, nach alldem auch nicht wundern, daß ich damals mit
Ihnen solche Scherze getrieben habe. Und warum kamen Sie selbst
im selben Augenblicke? Es war, als hätte Sie jemand gestoßen, zu
kommen, bei Gott, und wenn uns Nikolai nicht auseinander gebracht
hätte, so ... erinnern Sie sich an Nikolai damals? Erinnern Sie sich
seiner gut? Er kam, wie ein Blitz aus heiterm Himmel. Nun, und wie
empfing ich ihn? Dem Blitze glaubte ich nicht das geringste, Sie
geruhten es selbst zu sehen! Und noch mehr! Als Sie schon
fortgegangen waren, und als er begann, sehr, sehr vernünftig
manche Punkte zu beantworten, so daß ich selbst verwundert war,
auch dann glaubte ich ihm noch nicht das geringste! Sehen Sie, was
es heißt, felsenfest überzeugt zu sein. Nein – dachte ich – daran ist
nichts zu machen! Nikolai ändert daran garnichts!“
„Mir erzählte soeben Rasumichin, daß Sie auch jetzt Nikolai
beschuldigen, und daß Sie Rasumichin selbst davon überzeugt
hätten ...“
Der Atem stockte ihm, und er beendete den Satz nicht. Er hörte
mit unbeschreiblicher Erregung zu, wie ein Mensch, der ihn
vollkommen durchschaut hatte, sich vor sich selbst verleugnete. – Er
fürchtete daran zu glauben und glaubte nicht. In den zweideutigen
Worten suchte er gierig und haschte nach etwas Bestimmterem und
Genauerem.
„Herr Rasumichin!“ rief Porphyri Petrowitsch wie erfreut über die
Frage Raskolnikoffs, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. – „He–
he–he! Ja, Herrn Rasumichin mußte man auch abschieben, – zu
zweit ist es ein Vergnügen, der dritte soll wegbleiben. Herr
Rasumichin soll aus dem Spiele bleiben, und ist außerdem ein
fremder Mensch; er kam zu mir ganz blaß gelaufen ... Nun, Gott sei
mit ihm, wozu sollen wir ihn in die Sache hereinbringen! ... Und was
Nikolai betrifft, – so sollen Sie wissen, was das für ein Subjekt ist,
das heißt, wie ich ihn auffasse. Vor allen Dingen ist er noch das reine
Kind, und nicht etwa eine ängstliche Natur, sondern er ist eine Art
Künstler. Sie sollen sich nicht darüber lustig machen, daß ich ihn so
darstelle. Er ist ein unschuldiger, reiner und für alles empfänglicher
Mensch. Hat ein Herz, ist ein Phantast. Man sagt, daß er singen und
tanzen kann und Märchen so zu erzählen versteht, daß Leute aus
anderen Orten sich versammeln, um ihn zu hören. Auch zur Schule,
zu den Abendkursen geht er, kann sich krank lachen, wenn man ihm
den Finger zeigt, kann sich bewußtlos betrinken, nicht etwa aus
Verdorbenheit, sondern gelegentlich, wenn man ihm zu trinken gibt,
alles in kindlicher Weise. Er hat damals gestohlen, weiß es aber
selbst nicht, denn nach seiner Ansicht – ‚ist es doch kein Diebstahl,
wenn er etwas auf der Erde gefunden hat?‘ Wissen Sie aber, daß er
zu den Altgläubigen gehört, nein, eigentlich ist er kein Altgläubiger,
sondern ein Sektierer; aus seiner Familie gehörten einige der Sekte
‚Bewegung‘ an, auch er selbst hat vor kurzem noch zwei Jahre auf
dem Lande bei einem gottesfürchtigen Greis gelebt, um sich in den
Grundsätzen der Religion zu festigen. Das alles habe ich von Nikolai
und seinen Nachbarn aus dem Dorfe erfahren. Noch mehr! Er wollte
Einsiedler werden! Er hatte die feste Absicht, betete nächtelang zu
Gott, las in den alten ‚echten, wahren‘[12] Büchern und hat vor
lauter Lesen den Verstand verloren. Petersburg hat auf ihn einen
starken Eindruck gemacht, besonders das weibliche Geschlecht, nun,
und auch der Wein. Er ist empfänglich, hat den gottesfürchtigen
Greis und alles vergessen. Ich habe erfahren, daß ihn hier ein
Künstler lieb gewonnen hat, er ging zu ihm zu Besuch, da kam aber
diese Geschichte dazwischen. Nun, er bekam Angst, – und wollte
sich erhängen! Wollte davonlaufen! Was soll man da tun bei dem
Begriffe, den das Volk nun einmal von unserer Rechtspflege besitzt!
Manchen erschrickt schon das Wort ‚vors Gericht gestellt zu werden‘.
Wer ist daran schuld! Wir wollen sehen, wie die Gerichtsreform
wirken wird. Ach, möge es Gott bald geben! Nun, also, – im
Gefängnisse erinnerte er sich offenbar wieder des gottesfürchtigen
Greises; auch die Bibel erschien wieder. Wissen Sie, Rodion
Romanowitsch, was es bei manchen von diesen Leuten bedeutet,
‚das Leiden auf sich zu nehmen‘? Das bedeutet nicht etwa, für
jemand anderen zu leiden, sondern einfach man soll ‚Leiden auf sich
nehmen‘ und besonders gilt das, wenn die Behörden im Spiele sind.
Zu meiner Dienstzeit noch saß im Gefängnisse ein ganzes Jahr ein
äußerst stiller, ruhiger Arrestant, er las nächtelang auf dem Ofen
liegend die Bibel, und verlor vor lauter Lesen den Verstand, wissen
Sie, verlor ihn ganz und gar, so daß er eines schönen Tages ohne
jede Veranlassung, ohne jeden Grund einen Ziegelstein packte und
ihn auf den Vorgesetzten schleuderte. Ja, und wie tat er es, –
absichtlich schleuderte er den Stein eine Elle vorbei, um dem
Vorgesetzten bloß keinen Schaden anzufügen! Nun, es ist ja
bekannt, was mit einem Arrestanten geschieht, der bewaffneten
Widerstand gegen seinen Vorgesetzten leistet, – und da hatte er also
‚das Leiden auf sich genommen‘! Ich habe nun den Verdacht, daß
Nikolai auch ‚das Leiden auf sich nehmen‘ oder etwas derartiges tun
will. Das weiß ich sicher, aus Tatsachen. Er weiß bloß selbst nicht,
daß ich es weiß. Was – geben Sie es etwa nicht zu, daß aus solch
einem Volke phantastische Menschen hervortreten? Aber sicher auf
Schritt und Tritt. Der gottesfürchtige Greis hat jetzt wieder bei ihm
zu wirken begonnen, ist ihm besonders nach dem
Selbstmordversuch in Erinnerung gekommen. Übrigens aber, er wird
mir selbst alles erzählen, er wird zu mir kommen. Sie glauben, er
wird es bis zu Ende aushalten können? Warten Sie nur, er wird seine
Aussage noch zurücknehmen! Ich warte stündlich, daß er kommen
wird, um seine Aussage zurückzunehmen. Ich habe diesen Nikolai
liebgewonnen und will ihn genau ergründen. Und können Sie sich
denken! He–he–he! Manche Punkte hat er mir ziemlich vernünftig
beantwortet, hat offenbar die nötigen Mitteilungen erhalten und sich
gut vorbereitet; nun, und bei anderen Punkten blamierte er sich
mordsmäßig, wußte rein gar nichts, hatte keine Ahnung, und weiß
selbst nicht mal, daß er nichts ahnt! Nein, Väterchen, Rodion
Romanowitsch, mit dieser Sache hat Nikolai nichts zu tun! Es ist eine
phantastische, finstere Sache, eine moderne Sache, ein Fall unserer
Zeit, wo das menschliche Herz sich getrübt hat – wo die Phrase
zitiert wird, daß Blutvergießen ‚erfrischt‘, wo von einem Leben in
Komfort gepredigt wird. Hier – sind Ideen aus Büchern, hier spricht
ein durch Theorien gereiztes Herz, hier sieht man eine
Entschlossenheit zum ersten Schritt, aber eine Entschlossenheit
besonderer Art, – er hat sich dazu entschlossen, wie man sich
entschließt, von einem Felsen oder von einem Turme sich
herabzustürzen, und ist zu dem Verbrechen nicht wie auf eigenen
Füßen geschritten. Er hatte vergessen, die Türe hinter sich zu
schließen und hat getötet, zwei Menschen getötet, nach der Theorie.
Er hat getötet, aber nicht verstanden, das Geld zu nehmen, was er
aber zusammengerafft hat, steckte er unter einen Stein. Es genügte
ihm nicht, daß er eine Qual durchgemacht hatte, als er hinter der
Tür stand und an der Tür gerüttelt und an der Klingel gerissen
wurde, – nein, er geht noch einmal nachher in die leere Wohnung in
halbbewußtem Zustande, um sich dieses Läuten in Erinnerung zu
bringen, es verlangt ihn wieder, diese Kälte im Rücken zu spüren ...
Nun ja, dies ist im kranken Zustande geschehen, aber noch eins, –
er hat ermordet, hält sich aber für einen ehrlichen Menschen,
verachtet alle Leute, wandert als bleicher Engel herum, – nein, was
hat Nikolai damit zu tun, lieber Rodion Romanowitsch, nein, Nikolai
ist es nicht!“
Diese letzten Worte waren nach allem vorher Gesagten, das einem
Aufgeben des früher Angenommenen so ähnlich war, zu unerwartet
gekommen. Raskolnikoff erzitterte am ganzen Körper, wie vom Blitze
getroffen.
„Wer hat sie denn ... getötet ...“ fragte er mit erstickender
Stimme, ohne doch die Frage zurückhalten zu können. Porphyri
Petrowitsch warf sich gegen die Stuhllehne zurück, wie aufs äußerste
überrascht und erstaunt über diese Frage.
„Wie, wer sie getötet hat? ...“ wiederholte er, als traue er seinen
Ohren nicht. – „Ja, Sie haben getötet, Rodion Romanowitsch! Sie
haben getötet ...“ fügte er fast im Flüstertone, aber bestimmt hinzu.
Raskolnikoff sprang vom Sofa auf, stand einige Sekunden und
setzte sich wieder, ohne ein Wort zu sagen. Über sein Gesicht ging
ein krampfhaftes Zucken.
„Die Lippe bebt wieder bei Ihnen, wie damals,“ murmelte
scheinbar voll Teilnahme Porphyri Petrowitsch. – „Sie haben, Rodion
Romanowitsch, mich nicht richtig verstanden,“ fügte er nach einigem
Schweigen hinzu, „darum sind Sie auch so überrascht. Ich bin
gerade darum gekommen, um Ihnen alles zu sagen und die Sache
offen mit Ihnen zu behandeln.“
„Ich habe nicht getötet,“ flüsterte Raskolnikoff, genau wie ein Kind
im Schreck, wenn es auf frischer Tat ertappt wurde.
„Nein, Sie haben es getan, Rodion Romanowitsch, Sie und
niemand anders,“ flüsterte Porphyri Petrowitsch streng und fest.
Sie schwiegen beide und das Schweigen dauerte merkwürdig
lange, etwa zehn Minuten. Raskolnikoff hatte sich auf den Tisch
gestützt und fuhr schweigend mit den Fingern durch die Haare.
Porphyri Petrowitsch saß still und wartete. Plötzlich blickte
Raskolnikoff Porphyri Petrowitsch verächtlich an.
„Sie kommen wieder mit der alten Weise, Porphyri Petrowitsch!
Immer Ihre alte Taktik, – wird es Ihnen in der Tat nicht langweilig?“
„Ach, lassen Sie doch, was soll es denn für eine Taktik sein! Ja,
wenn Zeugen zur Stelle wären; wir sprechen aber doch Auge in
Auge. Sie sehen selbst, ich bin nicht dazu hergekommen, um Sie zu
hetzen und zu umgarnen, wie ein flüchtiges Wild. Ob Sie gestehen
oder nicht, – in diesem Augenblicke ist es mir einerlei. Für meine
Person bin ich auch ohne das überzeugt.“
„Wenn die Sache so steht, warum sind Sie denn gekommen?“
fragte Raskolnikoff gereizt. – „Ich stelle Ihnen die frühere Frage, –
wenn Sie mich für den Schuldigen halten, warum sperren Sie mich
nicht ins Gefängnis?“
„Das ist doch einmal ein Wort! Darum will ich Ihnen diese Frage
genau beantworten, – erstens, Sie einfach ins Gefängnis zu sperren,
ist für mich unvorteilhaft.“
„Wieso unvorteilhaft? Wenn Sie überzeugt sind, so müssen Sie
sogar ...“
„Ach, was hat es denn zu sagen, daß ich überzeugt bin? Alles ist
doch vorläufig ein Gedanke von mir, eine Einbildung. Ja und warum
soll ich Sie dort zur Ruhe setzen? Sie wissen das selbst, wenn Sie
darauf drängen. Ich bringe zum Beispiel den Kleinbürger hin, um Sie
zu überführen, Sie werden ihm aber sagen, – bist du betrunken oder
nicht? Wer hat dich mit mir zusammen gesehen? Ich habe dich
einfach für einen Betrunkenen gehalten, und du warst es auch, –
was soll ich Ihnen darauf erwidern, umsomehr, als Ihre Worte
überzeugender sind als seine, denn in seiner Aussage steckt nur eine
psychologische Mutmaßung, – das paßt aber zu seiner Fratze nicht
mal, – Sie aber treffen den Kernpunkt, denn der gemeine Kerl trinkt
sehr stark und ist dafür bekannt. Und ich habe selbst Ihnen offen
schon einigemal gesagt, daß diese Psychologie zwei Seiten hat, und
daß die zweite Seite die größere Wahrscheinlichkeit für sich hat, und
habe hinzugefügt, daß ich außer diesem vorläufig gar nichts gegen
Sie in den Händen habe. Und obwohl ich Sie einsperren werde, und
sogar selbst gekommen bin – (was doch sicher nicht gang und gäbe
ist) – Ihnen im voraus alles mitzuteilen, trotzdem sage ich Ihnen
offen – (was wieder nicht gang und gäbe ist) – daß dies für mich
unvorteilhaft sein wird. Und zweitens, bin ich darum zu Ihnen
gekommen ...“
„Und zweitens?“ Raskolnikoff rang immer noch nach Atem.
„Weil ich mich, wie ich Ihnen schon vorhin erklärte, für verpflichtet
halte, Ihnen eine Erklärung abzugeben. Ich will nicht, daß Sie mich
für ein Scheusal ansehen sollen, umsomehr, als ich zu Ihnen eine
aufrichtige Neigung gefaßt habe, ob Sie mir glauben oder nicht. Und
deswegen bin ich, drittens, gekommen, Ihnen den offenen und
direkten Vorschlag zu machen – sich selbst anzuzeigen und ein
Geständnis abzulegen. Das ist für Sie das Gescheiteste, und auch für
mich am vorteilhaftesten, – dann bin ich die Sache los. Nun, war ich
meinerseits offen oder nicht?“
Raskolnikoff dachte einen Augenblick nach.
„Hören Sie, Porphyri Petrowitsch, Sie sagen doch selbst, – es ist
nur auf Psychologie begründet, indessen aber ziehen Sie die
Mathematik herein. Nun wie, wenn Sie sich selbst irren?“
„Nein, Rodion Romanowitsch, ich irre mich nicht. Ich habe ein
Endchen in der Hand. Das Endchen hatte ich auch damals erwischt;
Gott hat es mir geschenkt!“
„Was für ein Endchen?“
„Das sage ich nicht, Rodion Romanowitsch. In jedem Falle aber
habe ich jetzt nicht mehr das Recht, es hinauszuschieben; ich werde
Sie verhaften. Also ziehen Sie dies in Betracht, – für mich ist es jetzt
gleichgültig, folglich tue ich es bloß um Ihretwillen. Bei Gott, es wird
für Sie besser sein, Rodion Romanowitsch!“
Raskolnikoff lächelte boshaft.
„Es ist doch nicht bloß lächerlich, es ist unverschämt. Und mag ich
schuldig sein, – was ich noch gar nicht sage, – nun, warum soll ich
denn zu Ihnen mit einem freiwilligen Geständnis kommen, wenn Sie
schon selbst sagen, daß ich dort bei Ihnen mich zur Ruhe setzen
werde?“
„Ach, Rodion Romanowitsch, trauen Sie nicht ganz den Worten;
vielleicht wird es auch nicht ganz ‚zur Ruhe‘ sein! Es ist doch bloß
eine Theorie und zudem noch meine eigene, was für eine Autorität
aber bin ich für Sie? Vielleicht verheimliche ich auch jetzt noch
irgend etwas vor Ihnen. Ich kann Ihnen doch nicht alles offenbaren
und zeigen. He–he! Außerdem, Sie fragen, welchen Vorteil Sie haben
werden? Ja, wissen Sie auch, welch eine Strafermäßigung Sie
erhalten werden? Wann werden Sie kommen, in welchem
Augenblick? Überlegen Sie es sich doch bloß! In dem Momente, wo
schon ein anderer das Verbrechen auf sich genommen und die ganze
Angelegenheit verwirrt hat! Und ich will, – so wahr ein Gott ist –
alles ‚dort‘ so einrichten und arrangieren, daß Ihr Geständnis wie
vollkommen unerwartet erscheinen wird. Diese ganze Psychologie
wollen wir ganz vernichten, allen Verdacht will ich in nichts
verwandeln, so daß Ihr Verbrechen, wie eine Art Verblendung
erscheinen wird, denn – offen gestanden, – es war auch eine
Verblendung. Ich bin ein ehrlicher Mensch, Rodion Romanowitsch,
und werde mein Wort halten.“
Raskolnikoff schwieg traurig und ließ den Kopf sinken; er dachte
lange nach, plötzlich lächelte er wieder, aber sein Lächeln war
diesmal schon sanft und traurig.
„Ach, es ist nicht nötig!“ sagte er, als ob er sich gar nicht mehr vor
Porphyri Petrowitsch verberge. – „Es lohnt sich nicht! Ich brauche
gar nicht Ihre Strafermäßigung!“
„Das fürchtete ich gerade!“ rief Porphyri Petrowitsch innig und
unwillkürlich, – „das fürchtete ich gerade, daß Sie unsere
Ermäßigung nicht brauchen.“
Raskolnikoff blickte ihn traurig und eindringlich an.
„Hören Sie, verschmähen Sie das Leben nicht!“ fuhr Porphyri
Petrowitsch fort. – „Sie haben noch viel von ihm zu erwarten. Warum
ist eine Strafermäßigung nicht nötig, warum nicht? Sie ungeduldiger
Mensch!“
„Was habe ich denn noch viel vor?“
„Zu leben! Was sind Sie für ein Prophet, wissen Sie denn wie viel?
Suchet und ihr werdet finden. Vielleicht hat Sie Gott hier geprüft. Ja,
und nicht ewig wird doch die Kette angelegt ...“
„Eine Ermäßigung wird sein ...“ lachte Raskolnikoff.
„Haben Sie etwa Furcht vor der Bourgeoisschande? Das ist wohl
möglich, daß Sie dieses schreckt, und Sie wissen es vielleicht selbst
nicht, – denn Sie sind noch jung! Aber Sie sollten sich wenigstens
doch nicht fürchten oder etwa schämen, ein Geständnis abzulegen.“
„Ach, ich pfeife darauf!“ flüsterte Raskolnikoff verächtlich und mit
Widerwillen, als ob er darüber auch nicht mehr reden wolle. Er war
wieder aufgestanden, als ob er irgendwohin gehen wollte, setzte
sich aber von neuem in sichtlicher Verzweiflung.
„Da haben wir es – ich pfeife darauf! Sie haben den Glauben
verloren, und meinen auch, daß ich Ihnen grob schmeichle; haben
Sie denn so lange gelebt? Verstehen Sie denn so viel davon? Haben
sich eine Theorie ausgedacht, und schämen sich nun, daß nichts
daraus wurde, und daß es zu wenig originell herauskam. Es nahm
ein gemeines Ende, das ist wahr, aber Sie sind doch kein
hoffnungsloser Schuft! Sie haben sich wenigstens nicht lange Sand
in die Augen gestreut, Sie sind mit einem bis zu den äußersten
Grenzen gegangen. Für wen halte ich Sie denn? Ich halte Sie für
einen von der Sorte Menschen, denen man den Leib aufschlitzen
kann, die aber ruhig dastehen und mit einem Lächeln auf ihre
Peiniger blicken, – wenn sie nur einen Glauben oder einen Gott
gefunden haben. Nun, gehen Sie und finden Sie es und Sie werden
leben. Außerdem müssen Sie schon längst eine Luftveränderung
haben. Was, das Leiden ist auch eine gute Sache. Leiden Sie eine
Zeit. Nikolai hat vielleicht auch recht, daß er Leiden sucht. Ich weiß,
daß Sie noch nicht glauben können, – grübeln Sie aber nicht zu viel;
geben Sie sich einfach, ohne viel zu überlegen, dem Leben hin;
seien Sie sicher, – es bringt Sie an das Ufer und stellt Sie auf die
Beine. An was für ein Ufer weiß ich nicht. Woher soll ich es auch
wissen? Ich glaube nur daran, daß Sie noch viel zu leben haben. Ich
weiß auch, daß Sie meine Worte jetzt wie eine auswendig gelernte
Predigt auffassen; aber vielleicht werden Sie sich ihrer einmal später
erinnern und sie werden Ihnen von Nutzen sein können. Aus diesem
Grunde spreche ich auch. Es ist gut, daß Sie nur diese Alte ermordet
haben. Wenn Sie aber sich eine andere Theorie ausgedacht hätten,
so würden Sie vielleicht eine um hundert Millionen schlimmere Sache
vollbracht haben! Man muß vielleicht noch Gott danken; woher
wissen Sie es? Vielleicht behütet Sie Gott aus irgend einem Grunde.
Sie sollten aber ein großes Herz haben und sich weniger fürchten.
Ihnen ist bange vor der Größe dessen, was jetzt zu geschehen hat?
Nein, in diesem Falle muß man sich schämen, bange zu sein. Wenn
Sie einen solchen Schritt getan haben, so nehmen Sie sich auch jetzt
zusammen. Darin liegt die ausgleichende Gerechtigkeit. Erfüllen Sie
nun mal, was die Gerechtigkeit verlangt. Ich weiß, daß Sie nicht
glauben, aber – bei Gott – das Leben wird Ihnen zu weiterem
verhelfen. Nachher werden Sie es selbst gern haben. Sie brauchen
jetzt bloß Luft, Luft und Luft!“
Raskolnikoff zuckte zusammen.
„Ja, wer sind Sie denn?“ rief er aus. – „Sind Sie etwa ein Prophet?
Woher haben Sie diese hohe majestätische Ruhe, um mir superkluge
Prophezeiungen vorzuorakeln?“
„Wer ich bin? Ich bin ein abgetaner Mensch, mehr nicht. Ein
Mensch, der vielleicht empfindet und Mitgefühl besitzt, vielleicht
auch etwas weiß, aber schon vollkommen abgetan ist. Sie aber – mit
Ihnen steht es anders; Ihnen hat Gott das Leben vorbehalten; wer
weiß, vielleicht geht bei Ihnen alles wie ein Dunst vorüber, nichts
wird zurückbleiben. Nun, was ist denn dabei, daß Sie in eine andere
Gattung von Menschen übergehen werden? Sie mit Ihrem Herzen
sollten doch nicht den Komfort bedauern? Was ist denn dabei, daß
man Sie vielleicht lange nicht mehr sehen wird? Hier handelt es sich
nicht um die Zeit, sondern um Sie selbst. Werden Sie eine Sonne,
und alle werden Sie sehen. Eine Sonne muß vor allen Dingen eine
Sonne sein. Warum lächeln Sie wieder, – daß ich solch ein Schiller
bin? Und ich gehe eine Wette ein, Sie meinen, daß ich mich an Sie
heranschmeichle! Nun, vielleicht schmeichle ich mich auch
tatsächlich heran, he–he–he! Sie brauchen mir, Rodion
Romanowitsch, meinetwegen kein Wort zu glauben, meinetwegen,
glauben Sie auch niemals, – ich habe schon so eine Art, gebe es zu;
aber eins füge ich hinzu, – ob ich ein gemeiner und wie weit ich ein
ehrlicher Mensch bin, können Sie, glaube ich, selbst beurteilen!“
„Wann denken Sie mich zu verhaften?“
„Nun, anderthalb oder zwei Tage kann ich Sie noch frei
herumgehen lassen. Denken Sie nach, mein Lieber, beten Sie zu
Gott. Ja, es ist vorteilhafter, – bei Gott – vorteilhafter.“
„Wenn ich aber fliehen werde?“ fragte Raskolnikoff mit einem
sonderbaren Lächeln.
„Nein, Sie werden nicht fliehen. Ein Bauer wird davonlaufen, ein
moderner Sektierer wird fliehen – ein Lakai, der von fremden
Gedanken zehrt, dem man bloß eine Fingerspitze zu zeigen braucht
und der an alles, was Sie wollen, sein Lebelang glauben wird. Sie
aber glauben doch nicht mehr an Ihre Theorie, – warum wollen Sie
fliehen? Ja, und was wollen Sie in einem freiwilligen Exil? Im Exil ist
es häßlich und schwer, Sie aber brauchen vor allen Dingen Leben
und eine bestimmte Lage, eine entsprechende Luft, und gibt es für
Sie im Exil die nötige Luft? Wenn Sie fliehen werden, kehren Sie
selbst zurück. Ohne uns können Sie nicht auskommen. Und wenn ich
Sie ins Gefängnis setze, – nun, Sie werden einen Monat sitzen,
meinetwegen auch zwei oder drei, und dann werden Sie plötzlich, –
denken Sie an meine Worte, – selbst zu mir kommen und gestehen,
und möglicherweise für Sie selbst unerwartet. Sie werden selbst
noch eine Stunde vorher nicht wissen, daß Sie ein Geständnis
ablegen werden. Ich bin sogar überzeugt, daß Sie auf den Gedanken
kommen werden, das Leiden auf sich zu nehmen. Sie glauben mir
jetzt nicht auf mein bloßes Wort hin, Sie werden selbst aber darauf
verfallen. Denn das Leiden, Rodion Romanowitsch, ist ein großes
Ding; lassen Sie außer acht, daß ich fett und dick geworden bin, das
tut nichts, ich weiß es dennoch; lachen Sie nicht darüber, – im
Leiden liegt eine tiefe Idee. Nikolai hat recht. Nein, Sie werden nicht
davonlaufen, Rodion Romanowitsch.“
Raskolnikoff stand von seinem Platz auf und nahm seine Mütze.
Porphyri Petrowitsch erhob sich auch.
„Sie wollen spazieren gehen? Der Abend wird schön werden, es
möge nur kein Gewitter kommen. Es wäre zwar besser, wenn es
frischer würde ...“
Er nahm auch seine Mütze.
„Porphyri Petrowitsch,“ sagte Raskolnikoff mit strenger
Eindringlichkeit, „bitte, setzen Sie sich nicht in den Kopf, daß ich
Ihnen heute gestanden habe. Sie sind ein sonderbarer Mensch und
ich habe Ihnen aus bloßer Neugier zugehört. Ich habe Ihnen aber
nichts eingestanden ... Vergessen Sie es nicht.“
„Nun gut, ich werde es nicht vergessen, – sehen Sie nur, wie Sie
zittern. Seien Sie ruhig, mein Lieber; Ihren Willen sollen Sie haben.
Gehen Sie ein wenig spazieren; zu viel aber sollen Sie nicht gehen.
Ich habe an Sie für jeden Fall noch eine kleine Bitte,“ fügte er mit
gesenkter Stimme hinzu, – „eine peinliche, aber wichtige Bitte, –
wenn Sie, das heißt, für jeden Fall ... woran ich übrigens nicht
glaube und Sie zu ähnlichem für ganz und gar nicht fähig halte, ...
falls – ich sage es bloß für jeden Fall – Sie in diesen vierzig oder
fünfzig Stunden Lust verspüren sollten, die Sache irgendwie anders,
in einer phantastischen Weise aus der Welt zu schaffen, – sagen wir,
Hand an sich legen zu wollen ... es ist ja eine unsinnige Annahme,
entschuldigen Sie bitte, – hinterlassen Sie dann eine kurze aber
genaue Mitteilung. Es brauchen bloß zwei Zeilen, zwei kurze Zeilen
zu sein und erwähnen Sie auch den Stein; das wird anständiger sein.
Nun, auf Wiedersehen ... Ich wünsche Ihnen gute Gedanken und die
rechten Vorsätze!“
Porphyri Petrowitsch ging gebückt hinaus, und vermied es,
Raskolnikoff anzublicken. – Raskolnikoff trat an das Fenster und
wartete gereizt und ungeduldig, bis jener auf der Straße sein konnte
und weitergegangen war. Dann verließ auch er selbst schnell das
Zimmer.
III.
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